2006
Preisträger:innen
Andreas Rebers hat in seinen Programmen eine ganz eigenständige Form der Unterhaltung entwickelt: Satire und Poesie, skurrile Erzählstücke und musikalische Mini-Dramen fügen sich zum Gesamt(Klein)kunstwerk. Die Wirklichkeit verrutscht dem Künstler genauso wie der viel zu große Anzug, und alle Versuche, das Chaos zu bewältigen, führen weiter ins Dickicht des alltäglichen Irrsinns.
Andreas Rebers, geboren 1958, wuchs im niedersächsischen Weserbergland auf, wo er schon als 15-Jähriger in der Stimmungskapelle »Los Promillos« erste Erfahrungen im Showbusiness sammeln konnte. Nach dem Studium (Theaterwissenschaften und Akkordeon) wurde er 1989 musikalischer Leiter des Schauspiels am Staatstheater Braunschweig und war von 1997 bis 1999 Mitglied der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Für seine Soloprogramme erhielt er unter anderem den »Wolfsburger Wolf« (2000) und den »Prix Pantheon« (2003).
Andreas Rebers verkörpert in seiner Person und seinen Programmen die Nord-Süd-Spannung in Deutschland, da ihn sein Weg von den norddeutschen Rübenfeldern mitten in die Schicki-Micki-Gesellschaft Münchens hineinführte, wo er heute mit seiner Familie lebt. Sein Programm ist »niedersächsische Boulevardkomödie und bayerische Großstadttragödie. Es ist kein Politkkabarett und dennoch hochpolitisch« (Süddeutsche Zeitung).
Mnozil Brass – das ist angewandte Blechmusik für alle Lebenslagen. Thomas Gansch, Roman Rindberger, Wilfried Brandstötter, Leonhard Paul, Robert Rother, Gerhard Füßl und Zoltan Kiss bieten traditionelle Blasmusik ebenso wie intensiv interpretierte Musikparodien.
Mnozil Brass wurde 1992 gegründet. Zusammengefunden hat das Septett in einem Wirtshaus nahe der Wiener Musikhochschule in der Seilerstätte. In den Kellergewölben des »Mnozil« unterhielten die sieben Blechbläser die Gäste des Lokals mit einer bemerkenswerten musikalischen Mischung, die von Schostakowitsch und Tango über Udo Jürgens und Kirchenchoräle bis zu Jazzrhythmen reichte.
Mnozil Brass interpretiert Klassisches und Modernes eigenwillig, eigenständig und kreativ. Hohe Musikalität, Humor, Teamgeist und Selbstverständnis zeichnen die sieben Blechvirtuosen aus. Was sie an Klängen zwischen Joseph Haydn und Freddie Mercury auf die Bühne bringen, schmilzt zu einer Bühnenperformance zusammen, die man – laut Angaben der Musiker – sehen, hören und riechen kann. Die Wiener Blechbläserkomödianten von Mnozil Brass sind eine der ungewöhnlichsten Blaskapellen zwischen Nizza und Laibach – und das im besten Sinn.
Der bisher jüngste »Stier«-Preisträger ist der Schweizer Gabriel Vetter, Jahrgang 1983. Er ist einer der schillerndsten Vertreter der Slam Poetry.
Slam Poetry: Das ist Literatursport, Wortakrobatik, Performance, die 1986 in Chicago erfunden wurde und seit Mitte der 90er-Jahre auch in Europa zu Hause ist. Ob in tosenden Wortkaskaden im Schaffhauser Dialekt oder in Versen, die ironisch an Goethe erinnern: Gabriel Vetter zelebriert die Absurditäten des privaten und des politischen Alltags. Dank der Detailschärfe seiner Beobachtungen, seinem Wortwitz und seiner leidenschaftlichen Vortragskunst ist Gabriel Vetter im Oktober 2004 beim 8. German International Poetry Slam zum Champion gekürt worden.
Im vergangenen Herbst ist seine Debüt-CD »Tourette de Suisse« erschienen. Musikalisch unterstützt wird Gabriel Vetter von Martin Beck (Mandoline), Marc Krebs (Drums und Effekte) und Christoph Lenz (Kontrabass).