Salzburger Stier

2007

Preisträger:innen

Politikverdrossen und desinteressiert ist sie angeblich, die junge Generation. Drei Kabarettisten Anfang dreißig aus Bayern beweisen das Gegenteil: Matthias Tretter (Würzburg), Claus von Wagner (München) und Philipp Weber (Amorbach) waren bereits erfolgreich mit Soloprogrammen unterwegs, als sie sich 2004 auf den sanften Druck ihrer Agentur hin zu einer Kabarett Task Force zusammenschlossen. So entstand das Erste Deutsche Zwangsensemble.

In ihrem Programm «Mach 3!» analysiert das Trio die politische und gesellschaftliche Realität punktgenau und mit viel komödiantischer Spielfreude. Ihr «Hardcore Kabarett» beschreiben die drei Newcomer so: «Zu uns kommen Menschen, um sich sagen zu lassen, wie die Wirklichkeit sein sollte – minus dem, wie sie wirklich ist. Und über die Differenz, da lachen sie dann … manchmal.» Die Liste der Auszeichnungen für die Soloprogramme von Tretter, von Wagner und Weber ist imposant. Für «Mach 3!» gab es 2006 den Sonderpreis des Mindener Stichlings.

«Drei junge Burschen, intelligent, sympathisch, witzig und mit solch mentalen Fähigkeiten? – Da fragt man sich, wieso sich Nachwuchs diesen Formats nicht mal in die Politik verirrt, anstatt ins politische Kabarett» (Süddeutsche Zeitung).

Im Interesse des Kabarett-Publikums ist zu hoffen, dass das Erste Deutsche Zwangsensemble diesen Irrweg nicht einschlägt!

Eigentlich wollte Klaus Eckel Betriebswirt werden. Dann kam ihm 2001 ein Auftritt beim Grazer Kleinkunstwettbewerb dazwischen, der ihn dazu inspirierte, seine «Umschulung zum Kabarettisten» in Angriff zu nehmen. Eine weise Entscheidung, denn noch im selben Jahr wurde er mit seinem ersten Kleinkunstpreis bedacht: dem Kärntner Kleinkunstdrachen. Seither überrascht Klaus Eckel in regelmäßigen Abständen mit originellen, temporeichen und gewitzten Beiträgen zum österreichischen Alltag.

Die Konsumgesellschaft und deren Auswüchse gehören für Eckel zu den bevorzugten Zielen seines phantasievollen Spotts. Hohe Pointendichte, rasante Dynamik und eine angemessene Portion Sozialkritik zeichnen die Programme des Kabarettisten aus. Sein aktuelles Solo «Helden des Alltags» hat Klaus Eckel auch um eine philosophische Dimension bereichert. Uunter anderem lässt er Gedanken miteinander kommunizieren und sucht Antworten auf Fragen, wie: «Was empfindet eine Gieskanne, wenn Sie im Regen steht?»

Das idyllische Appenzellerland ist Simon Enzlers (1976) Heimat und künstlerischer Nährboden. Hier wühlt er im Urschlamm des Urschweizerischen, schaut dem Tischnachbarn ins Bier und dem Bauer in den subventionierten Stall. In seinem aktuellen Programm «wedeschegg», bei dem er von Bassist Daniel Ziegler begleitet wird, setzt der Meister der Mundart weniger als bisher auf Lokalkolorit, mustert seine Figuren dafür aber mit umso schärferem Blick. Seine Geschichten ziehen bizarre Kreise, bevor sie punktgenau dort landen, wo der Schmerz sitzt.

Mit heimtückischem Humor, spitzbübischem Charme und einer archaischen Sprache tritt Simon Enzler seit mehr als zehn Jahren als Kabarettist auf. In der Schweiz längst kein Geheimtipp mehr, setzt er mit «wedeschegg» an zum Schritt über die Landesgrenzen.

Galaabend

Preisträgerabend