2011
Preisträger:innen
Dieter Hildebrandt geniesst als «grand seigneur» des politischen Kabaretts höchstes Ansehen im gesamten deutschsprachigen Raum. Seine Kunst, mit raffiniert verstotterten Halbsätzen in der Tradition von Werner Finck zum Kern gesellschaftlicher Widrigkeiten vorzustossen, ist geprägt von genauer Beobachtung, unbestechlicher Wahrheitssuche und heiterem Intellekt. Nicht nur als Autor und Bühnenkünstler sondern auch im Fernsehen hat er hohe Massstäbe gesetzt, die nachfolgenden Kabarettisten-Generationen als Vorbild dienen.
Dieter Hildebrandt wird am 23.05.1927 in Bunzlau (Niederschlesien) geboren. Nach dem Krieg lebt die Familie in Windischeschenbach (Oberpfalz). Nach seinem Abitur in Weiden studiert er ab 1950 in München, nebenbei nimmt er Schauspielunterricht. 1952 arbeitet Hildebrandt als Platzanweiser im Kabarett «Die kleine Freiheit»: Hier sieht er Werner Finck, den er ein grosses Vorbild nennt, und trifft Klaus Peter Schreiner, mit dem er das Studentenkabarett «Die Namenlosen» gründet. Abbruch des Studiums.
Im Herbst 1956 gründet Dieter Hildebrandt zusammen mit Sammy Drechsel die «Münchner Lach- und Schiessgesellschaft», die bald zu einem der bedeutendsten Ensembles der Republik wird. Bis 1972 steht er dort auf der Bühne, danach und bis heute bleibt er dem «Laden» als Autor und Gesellschafter verbunden. Von 1973 bis 1979 ist Hildebrandt mit der Kabarettsendung «Notizen aus der Provinz» im ZDF zu sehen, 1980 begründet er die Sendung «Scheibenwischer», die bis 2003 auf ARD läuft. Daneben betätigt er sich auch als Schauspieler, unter anderem in den Polt-Filmen «Kehraus» und «Man spricht deutsch» sowie in Dietls «Kir Royal». Seit Mitte der 1980er Jahre veröffentlicht Dieter Hildebrandt Bücher und unternimmt ausgedehnte Lesereisen.
Dieter Hildebrandt ist im Laufe seiner mehr als 50jährigen Karriere mit unzähligen Preisen ausgezeichnet worden, zuletzt 2008 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis für sein Lebenswerk.
Mit 83 Jahren präsentiert «das Gewissen der Nation» sein erstes wirkliches Solo-Programm: «Ich kann doch auch nichts dafür», so der Titel, hat am 24. August 2010 Premiere in der «Münchner Lach- und Schiessgesellschaft». Nach wie vor setzt Dieter Hildebrandt satirische Glanzpunkte von zeitloser Aktualität: «Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen.» Oder: «Viele Menschen sind zu gut erzogen, um mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Scheu, es mit leerem Kopf zu tun.»
Nils Heinrich ist ein Mensch von früher, sagt er jedenfalls über sich. Denn er kommt aus einem Land, in dem Marzipan aus Erbsen und Orangeat aus kandierten Karotten hergestellt wurde. Man backte es aus Rache in einen Weihnachtskuchen, den man den Verwandten im Westen zum Dank für jahrelange Unterstützung schickte. Kein Märchen, sondern die schön-schnöde deutsche Wirklichkeit. Und nur eine der Geschichten, die Nils Heinrich gerne verbreitet.
Heinrich ist ein Multitalent. Sprache, Komik und Wortwitz sind sein Handwerkszeug, seine Alltagsbeobachtungen sind so treffend, dass es manchmal besser wäre, wenn Nils Heinrich sie erfunden hätte. Als Rapper, Liedermacher, Autor und Kabarettist singt er zur Gitarre, trägt seine literarischen Texte mit amüsanter Alltagsphilosophie vor und stellt nebenbei coole Hiphop-Videos mit völlig uncoolen Texten ins Internet.
1971 in Sangershausen geboren, im Bezirk Halle, damals noch DDR und somit kein Sachse, sondern ein Sachsen-Anhaltiner. Darauf legt er Wert, jedenfalls manchmal. Das mit dem Gebäck zur Weihnacht weiss Nils Heinrich aus erster Hand, hat er doch in diesem untergegangenen Staat noch eine Ausbildung zum Konditor absolviert. Dann, nach erfolgreicher Assimilation in die neue deutsche Gesellschaftsordnung, war er in ungefährer Reihenfolge Zivildienstleistender, Fachabiturient, Hochzeits-DJ, immer mal wieder Praktikant, ausserdem Radio- und Fernseh-Reporter. Und dann plötzlich auch Rezitator auf Lesebühnen. 2003 gründet Nils Heinrich nach zahlreichen Auftritten als Poetry Slammer seine eigene Vorlesebühne, die «Brause Boys» in Berlin-Wedding.
Die «Abgründe des Nils» heisst 2010 sein Tour-Programm. Ebenfalls in Arbeit ist ein Sonderprogramm namens «Als ich ein FDJler war. Unglaubliche Geschichten aus dem Land, das früher ‚Drüben’ hiess». «Sehr gekonnt, sehr witzig, sehr frech und sehr understatement», würdigt ihn Harald Schmidt in seiner Laudatio bei der Preisverleihung des Kabarettpreises «Schwarzes Schaf vom Niederrhein», einem von vielen internationalen Preisen, die Nils Heinrich bereits erhalten hat.
Nils Heinrich lebt in Stuttgart und in Berlin.
Cornelius Obonya wurde am 29. März 1969 in Wien, Österreich geboren. Seine Eltern sind Elisabeth Orth-Obonya und Hanns Obonya (gest. 1978), seine Großeltern mütterlicherseits waren Paula Wessely und Attila Hörbiger, väterlicherseits Marianne und Alois Obonya.
Die Volksschule absolvierte er in Wien, Hietzing und das Gymnasium im Schottenstift, im Kollegium Kalksburg und im BORG III. Nach erreichen der «Mittleren Reife» ging er mit 17 Jahren ans Max-Reinhardt-Seminar um Schauspiel zu studieren, verließ es aber nach einem Jahr und lernte beim Kabarettisten Gerhard Bronner. Bronner gehörte zu den wichtigen Begegnungen in seinem Beruf ebenso wie Emmy Werner, die ehemalige Direktorin des Volkstheaters Wien, und Andrea Breth, mit der er viele Jahre an der Schaubühne Berlin und auch am Burgtheater Wien gearbeitet hat. Cornelius Obonya ist verheiratet mit der Regiesseurin Carolin Pienkos und Vater des gemeinsamen Sohnes Attila.
Schauspielunterricht bei Herwig Seeböck.
Gründer, Autor und Akteur des Theater-Kabaretts «Die Hektiker».
Mit den «Hektikern» 14 Programme, 5 Videos, einmal Platin, zweimal Gold und Platz 1 der Hitparade für über 130'000 verkaufte Tonträger.
Zwei Programme gemeinsam mit Thomas Maurer: «Anleitung zur politischen Unmündigkeit» und «Zwei echte Österreicher», für das sie 2001 den «Deutschen Kleinkunstpreises» erhalten, «nach übereinstimmender Meinung von Publikum, Kritik und Künstlerkollegen, die Kabarett-Sensation des Jahres». («Der Standard»)
Darüber hinaus Moderator und Autor der achtteiligen ARD-Show «Subito», der Sportshow «Victor» auf DSF und von «Reden wir übers Essen» auf Wien 1, sowie Darsteller und Autor der ORF-Produktion «Die kranken Schwestern», die 1996 bei der «Goldenen Rose von Montreux» als bester deutschsprachiger Beitrag gewertet, 1997 den TV-Preis «Romy» und 1998 einen «New York Television Festival-Award» erhält. Seit 2005 fixes Team-Mitglied der Improvisations-Show «Was gibt es Neues?» im ORF.
Als Buchautor Auftragsarbeiten für das Theater in der Josefstadt, Neue Oper Austria, Texte für Erwin Steinhauer und Gerd Bronner, gemeinsame Film- und TV-Drehbücher mit Paul Harather, Rupert Henning, Thomas Maurer, David Schalko und Robert Palfrader. Dokumentationen für ORF, 3Sat und Bayerischer Rundfunk («Kreuz und Quer: Der Chorherren-Konzern», «Franz Kafka», «Karl Kraus – Die grellsten Erfindungen sind Zitate»).
Kolumnist bei «Format» und «Falstaff»; Regelmäßige Gastkommentare für «Standard», «Falter» und «profil». Gemeinsam mit Clemens Haipl im Jahr 2000 «Die 100.000 wichtigsten Österreicher der Welt» (Czernin Verlag). Für das mit Rupert Henning für Steinhauer und Henning geschriebene Stück «Freundschaft» erhält er 2004 den «Österreichischen Kleinkunstpreis».
Als Schauspieler u. a. Hauptrollen als «Nebel» in Nestroys «Liebesgeschichten und Heiratssachen» (Liechtenstein), «Hildy Johnson» in der «Extrablatt»-Bearbeitung «News» (Theater im Zentrum), «Heinz Conrads» in «Österreichs größte Entertainer» (Rabenhof) und im BBC-Film «The Haider Show» sowie Mitwirken bei «Trautmann» (ORF) und «Kommissar Rex» (ORF).
Von Jänner bis Dezember 2004 gemeinsam mit Alfred Dorfer Autor und Protagonist der ORF TV-Sendung «Donnerstalk», ausgezeichnet mit dem TV-Preis Romy 2004 für die beste Programmidee des Jahres.
Ab 2007 Autor und Darsteller der Satire-Sendung «Die 4 da», gemeinsam mit Rupert Henning, Thomas Maurer und Erwin Steinhauer – 2 Staffeln bis Mai 2008, ausgezeichnet mit der Romy 2008 für das beste Buch.
Von Herbst 2008 bis Herbst 2010 Autor und Darsteller des Kabarett-Programms «Männer fürs Grobe» mit Robert Palfrader. Gemeinsam mit Rupert Henning Autor des Erfolgstückes »Cordoba – Das Rückspiel», wofür die beiden zusammen mit Schauspieler Cornelius Obonya, der das Stück solistisch aufführt, den »Salzburger Stier» 2010 erhalten.
Rupert Henning wurde am 24. Dezember 1967 in Klagenfurt geboren. Nach der Matura im Jahr 1986 studierte Henning Geschichte und Anglistik an der Universität Wien, gleichzeitig absolvierte er eine Schauspiel- und Regieausbildung.
Seit 1984 arbeitet Henning als Autor, im Rahmen seiner Tätigkeit veröffentlichte der Kärntner zahlreiche Publikationen und arbeitete außerdem für verschiedene TV- und Rundfunkanstalten in den Bereichen Spielfilm, Kabarett, Comedy, Show, Feature, Hörspiel, Übersetzungen etc.
Seit 1986 ist er auch als Schauspieler und Regisseur bei bisher mehr als 70 Produktionen an diversen Bühnen sowie bei Film, Funk und Fernsehen tätig gewesen.
Für seine schauspielerischen Leistungen erhielt Rupert Henning den Förderungspreis zur Kainz-Medaille für die Theatersaison 1999/2000 und den Österreichischen Kleinkunstpreis 2004.
Außerdem arbeitete Rupert Henning als Dramatiker, zum Beispiel für das Theater in der Josefstadt, das Theater Drachengasse, das Graumann-Theater, das Schauspielensemble Wien und die Studiobühne Villach. Seine Stücke werden an Bühnen im In- und Ausland aufgeführt.
Rupert Henning wurde bisher mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, so zum Beispiel mit dem Österreichischen Jugendpreis für Literatur 1985, mit dem Literaturpreis der Gruppe 508, mit einem Arbeitsstipendium des DRAVA-Verlags, mit dem Literaturpreis der Stadt Villach etc.
Mit seinem deutschen Berufskollegen Uli Brée bildet Rupert Henning schon seit mehreren Jahren ein erfolgreiches Kreativduo: Gemeinsam arbeiteten die beiden an Projekten wie den ORF-Kabarettprogrammen «Die kranken Schwestern» und «Die kranken Brüder und ihre Schwestern» sowie an zahlreichen ORF-Filmproduktionen («Geliebte Gegner», «Die Ehre der Strizzis», «Ach Baby, ein Baby!», «Zwei unter einem Dach», «Jetzt bringen wir unsere Männer um», «Brüder», «Brüder II», «Brüder III», «Ausgelöscht» und «Vier Frauen und ein Todesfall»).
Im März 2001 brachte Rupert Henning gemeinsam mit seinem Schauspielkollegen Erwin Steinhauer das politische Kabarettstück «Ausrichten - Ein Lebensprinzip» heraus.
Henning schrieb Satiren und Features für verschiedene TV- und Rundfunkanstalten, zahlreiche Spielfilmdrehbücher für TV-Produktionen in Österreich und Deutschland (zweifache Auszeichnung mit dem TV-Preis Romy in den Kategorien «Bestes Drehbuch» und «Beste Comedy» sowie beim New York TV Festival).
2004 veröffentlichte er seine Lyriksammlung «Im Ruf eines Vogels» beim Wieser Verlag und das gemeinsam mit Florian Scheuba verfasste Theaterstück «Freundschaft» (Verlag Hoanzl), das mit dem Österreichischen Kleinkunstpreis 2004 und dem Nestroy ausgezeichnet wurde.In den Jahren 2004 bis 2006 führte er das Stück gemeinsam mit Steinhauer auf und 2006 wurde es schliesslich verfilmt. Erwin Steinhauer und Drehbuchautor Rupert Henning, der damit sein filmisches Regiedebüt gab, verkörpern auch im Film die Hauptrollen dieser satirischen Abrechnung mit der österreichischen Sozialdemokratie.
2007 stand er mit Thomas Maurer, Florian Scheuba und Erwin Steinhauer für die ORF-Satirereihe «Die 4 da» vor der Kamera.
Im Sommer 2007 entsteht die Tragikomödie «Der schwarze Löwe» nach einem Drehbuch von Uli Brée und Rupert Henning, die gemeinsam mit Regisseur Murnberger bisher u. a. für Publikumshits wie die «Brüder»-Trilogie verantwortlich waren.
Im Herbst 2008 wurde die ORF-Krimikomödie «Der Täter» nach einem Drehbuch von Uli Brée und Rupert Henning mit Erwin Steinhauer, Mercedes Echerer und Jürgen Tarrach in den Hauptrollen verfilmt.
Im März und April 2010 entsteht unter der Regie von Wolfgang Murnberger der Thriller «Bauernopfer» mit Tobias Moretti nach einem Drehbuch von Uli Brée und Rupert Henning.
Seit 2005 Jurorentätigkeit als Mitglied der Projektkommission des Österreichischen Filminstituts.
Auf so schamlose Närrinnen hat die Schweiz lange gewartet! Die Schauspielerin Nicole Knuth und die klassisch ausgebildete Sängerin Olga Tucek waren prädestiniert, zum Sturm auf die grossen Theater- und Opernbühnen anzusetzen. Doch als der Zufall die beiden zusammen führte, wurde ihnen schnell klar, dass sie geborene Satirikerinnen sind und dass ihr Weg ein anderer und vor allem ein gemeinsamer sein musste.
2004 erfanden sie sich ihr eigenes Genre, das «Heimatfilmtheater», und haben seither in sechs abendfüllenden Programmen die Teufel des 21. Jahrhunderts an die Wand gemalt: Waffenlobbyisten und Weltfriedensaktivisten, Konvertiten und pädophile Priester, Männer mit Bärten und Frauen in Offroadern – niemand ist vor ihrem wortgewaltigem Sarkasmus und Tuceks rockigem Akkordeon sicher. Mit dem Salzburger Stier erhalten die beiden Zürcherinnen mit deutsch-österreichischen und tschechischen Wurzeln erstmals eine internationale Auszeichnung.