Salzburger Stier

2015

Preisträger:innen

Simone Solga kennt sich wahrhaft aus im Leben und in der Handtasche von Angela Merkel. Ebenfalls bestens bekannt sind ihr die geheimsten Gedanken der mächtigsten Frau der Welt. Nichts ist Frau Merkel ohne die Einflüsterungen von Frau Solga, der einzigen Kanzlersouffleuse weltweit. Seit vielen Jahren schon erklärt die wortgewaltige Kabarettistin ihrem Publikum und Frau Merkel, wie sie funktioniert, die große Welt der Politik, wie alles mit allem zusammenhängt und warum Männer einer Frau ruhig mal zuhören sollten.

Ein Blick in ihre Biographie zeigt, dass ihr Lebenslauf sie auf alle Widrigkeiten des Lebens vorbereitet hat: Geboren 1963 in Gera, die Eltern Schauspieler, aufgewachsen in den Kulissen des Leipziger Theaters, Jungpionierin, gelernte Buchhändlerin, Lehrling des Monats, Aktivist der sozialistischen Arbeit, studierte Schauspielerin, Demonstrantin der Wendezeit, Ensemble-Kabarettistin zum Beispiel bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und Autorin eigener Texte.

Heute ist sie die erfolgreichste und beste politische Kabarettistin auf deutschsprachigen Bühnen, im Fernsehen und natürlich auch im Hörfunk. Sie räumt mit den größten Vorurteilen auf und zeigt: Frauen sind witzig, Frauen sind politisch und Frauen machen brillantes politisches Kabarett. Seit über einem Jahrzehnt ist sie jetzt als Solistin unterwegs, momentan mit ihrem Programm: «Im Auftrag ihrer Kanzlerin». Von sich selbst sagt sie, die Wirtschafts- und Finanzkrise sei nicht ohne Einfluss auf sie gewesen, denn in direkter Folge habe sie beschlossen, ihre erworbenen sozialistischen Auszeichnungen und die Aktivistenehre zu pflegen und sich auf weitere Wendepunkte in ihrem Leben vorzubereiten.

Simone Solga lebt und arbeitet in Hamburg.

Ihr voriges Programm nannten sie noch «Tschuldigung». Es war als Referenz an ihr Publikum gedacht, bei dem sich Christoph & Lollo gerne für mangelnde Performance-Kunst und sprunghafte Conferencen entschuldigen. Mit Vorliebe geben die beiden auf der Bühne die sympathischen Dilettanten, die am eigenen Kunstanspruch scheitern. Ein grobes Understatement, denn kaum jemand beherrscht die spontane Zusammenführung von tragisch-komischen Geschichten, abgründigem Humor und Protestliedern so perfekt wie das Duo Christoph & Lollo. Und jetzt ist für sie die Zeit gekommen, um von der strategischen Defensive zum Rock 'n' Roll zu wechseln.

Christoph Drexler und Lorenz Pichler, Jahrgang 1975 und 1977, sind in Wien, Favoriten, aufgewachsen. Genauer gesagt in der Theodor Sickel Gasse, benannt nach dem Pastorensohn und Aktivisten der Revolution von 1848, der später Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung wurde. Christoph & Lollo hingegen wurden Freunde und Schulkollegen, die mit zwei Stimmen und einer Gitarre Musikgeschichte schreiben wollten. «Lebkuchenherz» hieß ihr erstes Lied, dem das Kabarettduo Stermann und Grissemann im legendären «Salon Helga» des Senders FM4 zu Bekanntheit verhalf.

Ihre Karriere begannen Christoph & Lollo mit einem Nischenprodukt, das in der Branche durchaus Potential zum Alleinstellungsmerkmal hat. Sie versorgten die Welt mit Skispringer-Liedern, mit erfundenen und vertonten Geschichten über Helden der Schanze, wie Ole Gunnar Fidjestøl, Horst Bulau oder Janne Ahonen. Vor einigen Jahren hat «Österreichs schrägstes Komiker-Duo» (Zitat: Die Zeit) das Tor zur Welt etwas weiter aufgestoßen und verarbeitet neben Skispringer-Interna auch andere Themen zu Liedern. Zum Beispiel schrieben sie die Moritat vom Kriegsminister Theodor Graf Baillet de Latour oder ließen sich von den Medienberichten über Österreichs ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser zu einer Häfenelegie à la Christoph & Lollo inspirieren.

Für ihr neues Programm «Das ist Rock 'n' Roll» haben die beiden Bühnenkünstler ihr Themenspektrum enorm erweitert. So versuchen sie sich sehr erfolgreich an ihren ersten Wahlkampfhymnen für SPÖ sowie ÖVP, mit der Versuchung, Verfall und falsche Prioritäten in der jeweiligen Partei zum Thema machen. Sie geben aber auch die Helden am Herd – «Ich koche selber» –, beschäftigen sich mit Demokratiefragen, besingen die Kunstscheiße oder den Alltag in der Thermenlandschaft. Christoph & Lollo beweisen in ihrem neuen Programm einmal mehr ihre Kunstfertigkeit, scheinbare Nebenschauplätze ins Zentrum ihrer Lieder zu rücken und mit virtuoser Hinterlist wunderbare Songs daraus entstehen zu lassen.

In «Das ist Rock 'n' Roll» geht um vieles, nur die nordischen Kombinationswettbewerbe bleiben weitgehend verschont. Zumindest wenn man vom Label-Namen des Duos absieht: Christoph & Lollo haben die CD zum Programm bei Kazuyoshi Records veröffentlicht, benannt nach dem japanischen Skispringer Kazuyoshi Funaki.

Bänz Friedli spricht berndeutsche Mundart. Welchen Dialekt einer spricht, muss man wissen, um einen Wortkünstler in der Schweiz charakterisieren zu können. Damit allein werden wir dem 1965 geborenen Journalisten, Kabarettisten und Kolumnisten aber nicht wirklich gerecht. Da steckt mehr dahinter, und eine seiner Stärken ist, sich die Jargons und Slangs anderer anzueignen.

Als Journalist für Popkultur und Sport war Friedli lange Jahre für Radio, TV und Presse tätig. Einer der meistgelesenen Kolumnisten der Schweiz ist er immer noch («Der Hausmann»). Und regelmässig gern gehört wird er in der satirischen Radiokolumne «Zytlupe» auf Radio SRF 1.

Natürlich schreibt Bänz Friedli seine Texte selber. Aber das einfache Vorlesen seiner Werke reichte ihm nicht, seine Auftritte wurden immer mehr zu kabarettistischen Ereignissen voller Leidenschaft. Das aktuelle Programm «Gömmer Starbucks?» läuft seit bald zwei Jahren in ausverkauften Kleinkunsttheatern im ganzen Land.

Friedli versucht mal die Jugend zu erklären, hin und wieder die Schweiz zu verstehen, die wahnsinnige Welt zu zwicken und oft den ganzen Rest zu belächeln, vor allem auch immer wieder sich selbst. Kritisch heimatverbunden, sympathisch philosophisch und verlässlich witzig ist er, der Bänz Friedli. Und jeden Tag wartet er auf das, was ihm das Leben in sein Textbuch schreibt. Um dann alles auf den springenden Punkt zu bringen.

Galaabend

Preisträgerabend